Erfahrungsbericht

Mein erster Tag als Azubi war am 15.08.2006 – ein langer Dienstag (Sprechtag bis 18.00 Uhr)! Ich wurde herumgeführt und jedem Mitarbeiter vorgestellt.

Klar, Kaffee kochen ist eine Azubi-Aufgabe, aber entgegen dem Klischee trinkt man im öffentlichen Dienst nicht den ganzen Tag Kaffee – schnell wurde mir klar, dass auch hier sehr fleißig gearbeitet wird.

In der Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten durchläuft man gemäß dem Ausbildungsplan alle Abteilungen und Fachbereiche.

Hier eine kurze Vorstellung der jeweiligen Bereiche:

Hauptamt:

Das Hauptamt untergliedert sich in das Sekretariat, den Sitzungsdienst, das Personalamt, das Archiv und den Fachbereich für Kita, Schule und Kultur.

Im Personalamt merkte ich schon bei den vielen Lohnrechnungen und Lohnbriefen, dass das Amt nicht nur die Mitarbeiter in unserem Haus umfasst, sondern noch das Kita-Personal, die Reinigungskräfte, Gemeindearbeiter oder die Sekretärinnen und Hausmeister der Schulen.

Als ich im Sitzungsdienst war, habe ich viele der ehrenamtlichen Bürgermeister und Ortsvorsteher der jeweiligen Gemeinden kennen gelernt. Natürlich wollten auch die zahlreichen politischen Gremien (Ausschüsse oder Gemeindevertretersitzungen) gut vorbereitet sein – und das hieß oft: Sitzungsdokumente kopieren. Die Arbeit im Sitzungsdienst hat auch dazu geführt, als ehrenamtliche Protokollantin für die Gemeinde Oderaue tätig zu werden.

Für die Arbeit im Sekretariat darf man nicht schüchtern sein – das habe ich bemerkt, als ich die Sekretärin mal vertreten musste. Ständig klingelt das Telefon, denn ein Großteil der Bürger wählt diese Nummer und wird dann freundlich zu den gewünschten Abteilungen verbunden. Fernerhin ist im Sekretariat viel Organisatorisches zu erledigen – z.B. Veranstaltungen planen, Inhalte für das Amtsblatt entgegen nehmen, Schreibarbeiten für den Amtsdirektor erledigen oder dessen Termine überwachen, und auch die Gäste empfangen.

Im Fachbereich für Kita, Schule & Kultur müssen die Kolleginnen einen Überblick über ca. 400 Kinder haben, die in den Kitas betreut werden. Ferner müssen Anträge zum Besuch einer anderen als der zuständigen Schule bearbeitet werden oder auch die Daten der Einschulungen veröffentlicht und Einschülerzahlen dem staatlichen Schulamt gemeldet werden. Außerdem muss überwacht werden, ob für Reinigungsmittel, Spielgeräte, Material und Technik haushaltsrechtliche Mittel zur Verfügung stehen.

Montags war ich des Öfteren im Archiv. Hier landen alle abgearbeiteten Vorgänge – allerdings werden sie nicht entsorgt, sondern sorgfältig aufbewahrt und ständig verwaltet.

Ordnungsamt:

Im Ordnungsamt ist dafür Sorge zu tragen, dass die öffentliche Ordnung oder Sicherheit nicht gefährdet wird. Man muss z.B. Beschwerden wegen Lärmbelästigung nachgehen, Baumfällungs- oder Baumpflanzungsangelegenheiten oder im Gewerbeamt Gewerbe- An- und Abmeldungen bearbeiten. Im Einwohnermeldeamt habe ich u.a. Anordnungen für Auskünfte aus dem Melderegister getätigt, sowie bei der Führung der Aktenablage der Personalausweis- und Reisepassanträge geholfen. Auch hier darf man nicht zurückhaltend sein – das EWO ist schließlich das Amt mit dem meisten Bürgerkontakt.

Bauamt:

Als ich dem Bauamt zugeteilt war, war ich des Öfteren mit dem Bauamtsleiter im Außendienst – meist zur Überwachung von Baustellen. Diese Fahrten waren immer sehr interessant, denn man lernt hier das gesamte Amtsgebiet kennen. Im Bauamt habe ich auch gelernt, wie Flurkarten aufgebaut sind, ein Firmenverzeichnis für die Angebotsabfrage erstellt oder Angebote für Spielplatzgeräte verglichen.

Kasse:

In der Kasse war ich lange beschäftigt – hier wird jeder Zahlungsverkehr verbucht. Der Tag begann stets mit der Buchung des Kontoauszuges. Dann wurden meist Belege gebucht, gestempelt und in einen der vielen Ordner abgelegt. Für säumige Bürger werden zudem auch Mahnungen erstellt und verschickt. Gegen Feierabend wurde der Kassenbestand überprüft. Es würde dann keine Kollegin aus der Kasse Feierabend machen, ohne nicht den täglichen Tagesabschluss durchzuführen. Ständig wiederkehrende Prozesse begleiten die Arbeit in der Kasse – dann hat man fast einen geregelten Tagesablauf, selbstverständlich stehen die Kolleginnen auch den Bürgern mit Rat und Tat zur Seite.

Kämmerei:

In der Kämmerei war ich ebenso für längere Zeit eingesetzt. Hier befassen sich die Kolleginnen vorwiegend mit der Thematik „Steuern und Abgaben“. Viele Bürger haben Abgaben für z.B. Wasser und Boden, Grundsteuer, aber auch Hundesteuer zu leisten. Bei der Erstellung von Bescheiden für die Hundesteuer habe ich viel Interessantes über die Unterscheidung der jeweiligen Hunderassen gelernt – ob Kampf- oder Schoßhund.

Aber auch die Bürgermeister der Gemeinden kommen in die Kämmerei, um Auskünfte über die jeweilige Haushaltssituation ihrer Gemeinde zu erhalten. Des Weiteren beschäftigt sich die Kämmerei mit der Haushaltsführung, d.h. es werden sog. üpl./apl. Anträge bearbeitet oder geprüft, ob haushaltsrechtliche Mittel zur Verfügung stehen.

Vollstreckung:

Die Vollstreckung ist Aufgabe der Kasse. Die Vollstreckerin besucht jeden, der auch nach erfolglosem Mahnen der Kasse mit mehreren Forderungen säumig ist. Ich durfte während meiner Ausbildung die Vollstreckerin mehrmals begleiten – besonders hier im Rahmen der Schweigepflicht und des Datenschutzes!

 -->Resümee: In jeder Abteilung lernt man etwas dazu und es gibt einfach überall etwas Interessantes zu entdecken. Jedoch möchte ich sagen, dass man sich, wenn man sich für die Ausbildung zum/zur Verwaltungsfachangestellten entscheidet, im Klaren sein muss, dass einfach alles hier mit Verwaltung und auch Büroarbeit zu tun hat. Ich kann nur sagen, mir macht’s Spaß.

Nun etwas zu den Schulen. In der Ausbildung pendelt man zwischen der Arbeit und zwei Schulen:

  1. Bernau: hier ist das Oberstufenzentrum (Berufsschule). Dort habe ich viel theoretisches „Rüstzeug“ für die Verwaltungsarbeit gelernt, denn man hat in der Verwaltung ständig mit Gesetzestexten und Normen zu tun. Diesen Unterricht hat man wochenweise, für mich verbunden mit einer langen Anreise. Zwar hatte ich hier sehr viel Lernstress, war oft „knülle“ und von Freizeit war kaum noch die Rede, ABER trotz alledem habe ich sehr viele nette Leute kennengelernt und auch Freundschaften knüpfen können. Auch die Projektfahrten waren sehr lustig.
  1. Seelow: Der Unterricht in Seelow nennt sich DBU – das steht für „Dienstbegleitender Unterricht“ und findet tageweise statt. Hier kommen Dozenten von der Kommunalakademie; oftmals waren die auch sehr „zerstreut“ J. In einer kleinen Runde von Azubis lernt man hier nicht nur das Wichtigste für die Abschlussprüfungen, sondern auch anhand von Gesetzen die Theorie praktisch anzuwenden.

 

à Resümee: Beide Schulen waren für mich sehr schwierig und nicht mit dem Abitur zu vergleichen!

Nach der Hälfte der Ausbildung stand die Zwischenprüfung auf dem Plan. An diesem Tag konnte ich schon „Prüfungsluft“ schnuppern und war sehr aufgeregt. Aber ich habe alles gut über- und bestanden. J

Die Zeit der Ausbildung verging insgesamt sehr schnell und schon waren die Abschlussprüfung und ein (hoffentlich bestandenes) Abschlusszeugnis in greifbarer Nähe! Schon lange vor den Prüfungsterminen begann ich, alles aufzuarbeiten und zu lernen. Zusätzlich zu dem Lernstress haben uns dann auch noch die Lehrer und Dozenten „verrückt“, und natürlich auch immer nervöser, gemacht! Das war schon ein großer mentaler Druck, der auf einem lastete. Ständig stellte ich mir dieselben Fragen: Werde ich es schaffen? Was ist, wenn ich das Thema nicht kann, einen Blackout habe und die Fragen falsch beantworte? Was passiert, wenn ich durchfalle? usw. usw. …

Die Fächer der insgesamt vier schriftlichen Prüfungen, verteilt auf zwei Tage, waren:

  1. Verwaltungsbetriebswirtschaftslehre
  2. Wirtschafts- und Sozialkunde
  3. Verwaltungsrecht und Verwaltungsverfahren und
  4. Personalwesen.

Als die Prüfungen beendet waren, konnte man sehen, wie der Druck von den Azubis abfiel.

Lange konnte man sich aber nicht ausruhen, denn dann ging’s ans Vorbereiten der mündlichen, fachpraktischen Prüfung.

Jeder hatte eine bestimmte Zeit zugeteilt bekommen. Natürlich war ich da auch sehr aufgeregt, aber die mündliche war nicht so schlimm wie die schriftliche Prüfung. Ich sollte als Mitarbeiter des Ordnungsamtes tätig werden, Handlungsvorschläge unterbreiten und dann meine Bürgerin (Lehrerin) davon überzeugen.

Bis zur Zeugnisausgabe am 14.07.2009 wusste man leider nicht, mit welchen Noten man bestanden hatte, was die Angst noch mehr schürte. Man bekam lediglich einen Brief, wenn man zur Nachprüfung eingeladen wurde oder durchgefallen war. Zum Glück war das bei mir nicht der Fall, obwohl ich schon sehr gezittert habe.

Alles nahm ein gutes und glückliches Ende, als ich mein Abschlusszeugnis in der Hand hielt und am nächsten Tag hier, im Amt Barnim-Oderbruch, einen Arbeitsvertrag unterschreiben durfte.

Ich wünsche allen für die Ausbildung viel Spaß, Glück und Freude am Arbeiten !

 

 

 

 

                                                                                                          06.08.2009, M. Kruschke