Die Trockenlegung des Oderbruches

Das Oderbruchs war vor seiner Urbarmachung eine "wüste und wilde Fläche". Die alten Dörfer im Bruch lagen vor der Eindämmung dieses ehemaligen Sumpflandes mit ihren Häusern auf einem "Haufen". Fischfang und Wiesen für eine bescheidene Viehaltung hatten jahrhundertelang die Existenzgrundlage gebildet. In den Jahren 1693, 1701 und 1715 gab es bei Wriezen der Hechte so viele, daß man sie mit Keschern fing und selbst mit Händen greifen konnte. An den Markttagen fanden sich aus den Bruchdörfern hunderte von Kähnen in Wriezen ein und verkauften ihren Vorrat an Fischen und Krebsen an die dort versammelten Händler. Ein bedeutender Handel wurde betrieben und der Fischertrag des Oderbruchs ging bis Böhmen, Bayern, Hamburg, ja die geräucherten Aale bis nach Italien.

 

 

 

Neulietzegöricke ist das älteste Kolonisten Dorf im Oderbruch. Der Name Lietze Göricke stammt aus der wendischen Sprache und lautet "Glizik Goerkia" das heißt: kalte Hügel, hohe Berge. Der Ort entstand 1753 mit der Trockenlegung durch Friedrich II. Zur Gemarkung gehört der Ortsteil Ferdinandshof, als ehemalige königliche Domäne. Die Dorfanlage in Neulietzegöricke ist regelmäßig und nach strengem Schema angelegt. Besonders charakteristisch ist der Schachtgraben, dieser wurde ausgehoben um die Standorte der Häuser zu erhöhen.

Erst mit der Entwässerung des fruchtbaren Oderbruchs ist die wirtschaftliche Bedeutung der alten Oderbruchdörfer gewachsen und die Neulandgewinnung in den Jahren 1747 bis 1753 forderte die Gründung neuer Dörfer.Während der Hauptbauzeit 1753 bis 1756 wurden 25 Siedlungen aufgebaut und bezogen. Sechs weitere Wohnplätze entstanden während des Siebenjährigen Krieges 1756 -1763 und zwei bis 1776. Die Haupterwerbsquelle der Kolonisten dieser Dörfer war die Landwirtschaft.

 König Friedrich Wilhelm I. sah die Verheerungen, die das Oderwasser angerichtet hatte, sah aber auch zu gleicher Zeit, daß die geschickt eingedeichten Besitzungen seines Staatsministers von Marschall auf Ranft von diesen Verheerungen wenig oder gar nicht betroffen worden waren. Was er in Ranft im kleinen so glücklich ausgeführt sah, mußte bei größeren Mitteln und Anstrengungen auf der ganzen Strecke des Oderbruches, zwischen Frankfurt und Oderberg, möglich sein, und energisch wie er ans Werk gegangen war, das große havelländische Luch trockenzulegen, war er jetzt nicht minder entschlossen, auch das Oderbruch zu einem nutzbaren Fleck Landes zu machen.

Er nahm die Sache persönlich in Angriff und beauftragte seinen Kriegsrat Harlem, einen Holländer, der sich schon durch ähnliche Wasserbauarbeiten ausgezeichnet hatte, ihm ein Gutachten einzureichen, ob das Oderbruch auf seiner ganzen Strecke eingedämmt und gegen Überschwemmungen gesichert werden könne. Harlems Gutachten lautete dahin: "daß das allerdings geschehen könne; daß die Arbeit aber schwierig, weit aussehend und kostspielig sei."

Dem König schien dies einleuchtend, und so vertagte er sein Unternehmen, dessen Wichtigkeit er sehr wohl erkannte, mit den Worten: "Ich bin schon zu alt und will es meinem Sohn überlassen."

Es ist anzunehmen, daß Friedrich II. von dieser Äußerung seines Vaters Kenntnis erhielt und Veranlassung daraus nahm, bald nach seinem

Regierungsantritt, einerseits zur Entwässerung, andererseits zur Eindeichung des Bruches Veranstaltungen zu treffen. Dies geschah nach Beendigung des zweiten Schlesischen Krieges.

Der Plan beinhaltete drei Hauptpunkte:

1. der Oder einen schnellen Ablauf zu verschaffen,

2. die Oder mit tüchtigen Dämmen einzufassen,

3. das Binnenwasser aufzufangen und abzuführen.

Quelle: "Wandern durch die Mark Brandenburg", ("Die Verwallung") Theodor Fontane